Montag, 17. November 2014

PS Klinik - die erste Untersuchung (6)

Die Ärztin forderte mich auf, mich gerade hinzustellen, die Augen zu schließen, die Hände auszustrecken, die Finger abzuspreizen. Dann mit dem Zeigefinger - erst links, dann rechts - auf die Nase tippen. Rechts klappt das gut, links nur so naja. Ist aber nichts neues für mich, hat noch nie so dolle geklappt seit der OP (das wurde auf der Neurologischen im städtischen Krankenhaus im letzten Dezember schon festgestellt). Dann sollte ich gerade laufen, als ginge ich auf einer Linie. Ging auch ganz gut, ein wenig wackelig. Schließlich vor die Liege stellen, dem Finger folgen, den die Ärztin vor meine Augen führte. Und dann noch mit geschlossenen Augen stehen bleiben. Puh, das ging gar nicht gut. Ich hatte sofort links das Gefühl, ich würde überkippen, zur Seite fallen. Ich ruderte wild mit den Armen, konnte kaum die Augen geschlossen halten, so stark wurde meine Unsicherheit.

Dann hinlegen. Die Ärztin hörte Puls und Herzschlag ab. Normal. Was heißt das schon, aber naja... Schließlich fragte sie mich, wo genau das Taubheitsgefühl wäre. Mir erschien es so, als habe sie mir meiner vorherigen Schilderung keinen Glauben
geschenkt, und innerlich schüttelte ich vor Wut den Kopf. Ihr Frage jetzt klang so - ungläubig eben. Als gäbe es soetwas nicht, geschweige denn das es möglich wäre, das auch noch ein solcher Patient sich zu ihr verirrt hätte. Ich sagte also:
"Meine Knöchel sind taub und die Füße."
"Aber Ihr Schmerzempfinden ist gesteigert, sagen Sie?" Wieder dieser ungläubige Tonfall. Dabei ist das völlig "normal" bei dieser Erkrankung! Pffft, na die kannte sich ja aus.
"Ja, mir kommen schon ganz kleine Steinchen oder Unebenheiten am Boden oft wie Nadelstiche vor oder etwas derartiges."
Sie besah mich, dann fragte sie:
"Wer hatte Sie dahingehend untersucht?"
"Mein Hausarzt. Aber der Neurologe, bei dem ich einige Wochen vorher schon war, hatte einen Nervenleittest durchgeführt und mir gesagt, das meine linke Seite nicht so reagiert, wie sie sollte, wohingegen die rechte Seite fast normal wäre."
Sie nickte. Schließlich kam sie mit einer Stimmgabel https://www.google.de/search?q=Stimmgabel+f%C3%BCr+Stimmgabeltest+Polyneuropathie+Bilder&rlz=1C1AVNC_enDE573DE573&espv=2&biw=1024&bih=705&tbm=isch&tbo=u&source=univ&sa=X&ei=uCFmVOCmB4r-ygOMvICoCA&ved=0CCkQsAQ zu mir, hielt mir diese an die Knöchel und sagte mir, ich solle ihr sagen, wann die Vibration nicht mehr zu spüren ist. Ich muß gestehen, beim ersten Mal war ich ein wenig verwirrt, denn ich konnte das Vibrieren sehr lange hören, allerdings schon nach einem Sekundenbruchteil nicht mehr spüren. Dies teilte ich ihr mit.
"Ja, Sie können das hören," sagte sie. Ja, sag ich doch! Ich sagte ihr, das mich dieser Umstand etwas verwirrt hätte.
"Okay, ich teste den anderen Fuß, und Sie sagen mir wieder, wann Sie die Vibration nicht mehr spüren können."
Gut, diesmal klappte es besser. Auch hier nach sehr kurzer Zeit bereits kein Gefühl mehr. Als nächstes testete sie meine Knie und schließlich auch die Handknöchel. Am Handgelenk - wie zuvor auch schon beim Internisten - hatte ich ein normales Vibrationsempfinden. An den Knien war es ein wenig besser als an den Fußknöcheln, allerdings auch nicht wirklich so ausgeprägt und langanhaltend. Die Ärztin sagte trocken:
"Ja, von oben abwärts wird Ihr Vibrationsempfinden immer schlechter."
Ach nee, komm, mach Dinger! Aber genau das hatte ich ihr doch schon zwei Mal am heutigen Tage mitgeteilt. Seufz. Erneut.

Nach einer guten halben Stunde war die Untersuchung endlich rum. Ich atmete erleichtert auf, verabschiedete mich von der Dame und ging Richtung Zimmer. Nur noch eine qualmen und dann mal ausruhen! So war der Plan. Aber leider kam es nicht dazu. Am Pflegestützpunkt stand eine Frau mit grau-schwarzem Haar. Sie sah mich seltsam an, als ich an ihr vorbeiging, und fing mich dann ab.
"Hallo, ich bin Sowieso. Ich möchte mit Ihnen gleich eine Hausführung machen."
Innerlich stöhnte ich wieder auf. Ich konnte kaum die Augen noch offenhalten. Aber nun ja, was soll's, dann hätte ich das hinter mir.
"Ich wollte nur auf Toilette und eine rauchen..." sagte ich.
Sie nickte und sagte:
"Gut, dann treffen wir uns - sagen wir - um viertel vor sechs wieder hier?"
Ich nickte. Na super, wer weiß wie lange das dann wieder dauern würde.
"Ich weise Sie dann nachher auch noch ins Haus ein."
Ich sah sie an und nickte, aber sie sah von unten zu mir herauf, den Kopf schief geneigt, als hätte sie eine Fehlstellung der HWS. Hatte sie aber nicht, deswegen kam sie mir gleich so suspekt vor... irgendwie balla, um es mal salopp auszudrücken.
"Ja?" fragte sie.
Ich nickte wieder uns sagte: "ja". Daraufhin stellte sie sich grade hin und verabschiedete sich von mir. Balla, sag ich doch.

Und so blieben mir nur zehn Minuten für mich, die ich mit einem raschen Gang zum Klo und einer laaangen Zigarette füllte, ehe ich neuen Input bekam.

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